Mai 2014: Infurn Limited scheint Konkurs anzumelden

Mitarbeiter entlassen – Möbel-Shop trotzdem aktiv

Die Hintermänner von infurn ziehen die Reißleine und schließen die ‚Infurn Ltd’ und eventuell noch weitere Firmen der Gruppe. Das berichtet der Guardian am 15.05. Ehemalige Mitarbeiter bestätigen uns das und berichten, dass die etwa 60 Beschäftigten seit Anfang Mai entlassen, die Telefonleitungen abgeschaltet und die Büros verwaist sind. Seit heute (27.05.) erhalten Kunden zudem Mails von infurn über die Insolvenz. – Das Überraschende: Der Internet-Shop existiert weiterhin unter derselben Adresse ‘infurn.com‘ und bietet weiterhin Möbel an. – Eine Testbestellung von SCHWARZBUCHINFURN zeigt: Die Bestellroutinen sind weiterhin aktiv.

Ab jetzt operieren die Macher von infurn.com offensichtlich ohne Mitarbeiter: Die ehemaligen Beschäftigten, die im April keinen Lohn erhalten haben, wundert das. Ein ehemaliger Mitarbeiter des Deutschland-Vertriebs möchte anonym bleiben, aber er erzählt uns: „Es ist niemand mehr da, der Bestellungen bearbeiten könnte. Der Shop besteht nur noch virtuell.“ – Und er räumt ein: „Auch wir waren in London vor allem damit beschäftigt, die Leute zu überreden, ihre Bestellungen nicht zu stornieren, damit das Geld in der Firma blieb. Ausgeliefert haben wir nur einige Modelle wie den DSW und den Panton Chair.“

Der Aussteiger bestätigt uns damit unseren bisherigen Verdacht: Zumindest ein Teil der Möbel wurde nie in Auftrag gegeben, obwohl die Kunden das Geld dafür bereits überwiesen hatten. – Rückzahlungen gab es nur bei einem Teil der Fälle. „Wir haben da zwar unser Bestes gegeben, um den Leuten zu helfen, aber über Rückzahlungen hat ausschließlich die Geschäftsleitung entschieden“, so der ehemalige infurn-Mitarbeiter.

Infurn mit neuer Betreiber-Firma weiterhin online

Trotz allem existiert der Online-Shop weiter, firmiert nun unter irischer Adresse und lockt weltweit Kunden mit 30% Rabatt. Eine Testbestellung von einem unserer Blog-Autoren zeigt heute (27.05.2014): Der Online-Shop ist weiterhin aktiv. – Was Kunden verwundert, könnte rechtlich nachher schwer zu beanstanden sein. Denn der Online-Shop hat seit April 2014  eine neue Anschrift und eine neue Rechtsform. Laut Impressum von ‘infurn.com’ ist das jetzt:

DSGN SALES &  SUPPORT FACILITIES LIMITED
83 SOUTH MALL
CORK
Ireland

Die Firma ist erst seit fünf Monaten am Markt (s. solocheck.ie). Es handelt sich also um eine Neugründung, die kurz vor der Insolvenz des bisherigen Londoner infurn-Betreibers liegt. Das Problem für die wartenden Kunden: Es ist schwer nachzuweisen, dass DSGN SALES &  SUPPORT FACILITIES LIMITED‘ in Dublin eine Nachfolgefirma von ‘Infurn Ltd.’ aus London ist.  Altkunden sollten also nicht hoffen, dass der neue Betreiber sie nun betreut, beliefert oder sogar auszahlt. Es ist wahrscheinlicher, dass Altkunden sich an den Insolvenzverwalter wenden müssen, um ihre Ansprüche geltend zu machen. In ähnlichen Fällen führte das dazu, dass Kunden ihr vorausgezahltes Geld nicht wieder bekamen.

Derzeitige Entwicklung ist neu

Schon mehrfach hat die Betreibergesellschaft bei ‘infurn.com’ gewechselt. Die Verbraucherschützer des EVZ zählen zahlreiche Firmen in unterschiedlichen Ländern auf, die allein in den vergangenen 14 Monaten Betreiber waren. Alle infurn-Betreiber haben viele nicht belieferte Kunden zurückgelassen, die bis heute auf die Rückzahlung ihres Geldes warten. – Bisher jedoch wurden diese Alt-Kunden vom infurn-Kunden-Service in London weiterhin betreut, egal welche Betreiberfirma gerade am Zuge war. Die “Marke” infurn sollte weiter bestehen, das war offensichtlich das vordergründige Ziel der Hintermänner von infurn. Damit hatte auch das EVZ einen gleichbleibenden Ansprechpartner in London.

Doch diese Büros sind seit Anfang Mai geschlossen. Alle Mitarbeiter wurden entlassen. Damit strukturieren die Hintermänner von infurn nun großflächig um. Grund, so berichten uns ehemalige infurn-Mitarbeiter: Google hat infurn.com im Februar die Möglichkeit zur Werbung in der weltweiten Suchmaschine untersagt, nachdem unsere Leser google auf die Geschäftspraktiken von infurn.com aufmerksam gemacht haben. Nach dem google-Werbeverbot sollen die Umsätze schlagartig zurück gegangen sein. – Die “Marke” infurn ist für die Hintermänner nun nicht mehr online zu bewerben und damit vermutlich unbrauchbar. Daher machen sich die Drahtzieher nun auf, neue Möbel-Shops zu erschaffen.

 

 >>>UPDATE 18.06.2014<<<

Heute haben uns schwarzbuchinfurn-Leser informiert, dass der Web-Shop infurn.com geschlossen ist. Zudem haben wir Infos von Verbraucher-Anwälten bekommen, dass die Konten der spanischen Livingdesign Europe SL (seit April 2013 temporärer Betreiber von infurn.com) stillgelegt wurden. Dennoch empfehlen wir weiterhin das Chargeback bei Kreditkarten-Betreibern zu beantragen.  (s. EU-Verbaucher-Info). Dies ist auch Monate nach der Überweisung möglich, berichten uns schwarzbuch-infurn-Leser. – Also nicht gleich durch den ersten Telefonanruf abwimmeln lassen. Sprich: Antrag schriftlich einreichen.

Wir sammeln derzeit Erfahrungsberichte von ehemaligen infurn-Mitarbeitern. Ein Mitarbeiter behauptet immer noch, dass es sich um ein seriöses Geschäft gehandelt habe. Die EVZ sprechen jedoch mittlerweile von mehreren zehntausend geschädigten Kunden in Europa, die bereits vor der Insolvenz auf ihre Möbel gewartet haben.

Ebenfalls deaktiviert scheint der neue Shop der infurn-Macher, eine Dublette von infurn.com, die Anfang 2014 – also knapp vor der Insolvenz von infurn.com – gegründet wurde. Wir prüfen derzeit, ob die infurn-Hintermänner bei anderen Plagiats-Shops aktiv sind. Der letzte bekannte Geschäftsführer von Livingsdesign Europe SL war ein Daniel Carnerero. Er war bis 2013 Geschäftsführer eines anderen sehr aktiven Plagiatversandes mit Sitz in London. Inwieweit der Shop zum infurn-Netzwerk gehört prüfen wir zur Zeit.