Jan. 2013: WDR 5 berichtet ueber ‘infurn.com’

Meine Kollegen von WDR 5 haben heute (31.01.2013) ueber ‘infurn.com’ berichtet. Details finden Sie unter:

http://www.wdr5.de/sendungen/neugier-genuegt/s/d/31.01.2013-10.05/b/service-verbraucher-aerger-mit-auslaendischen-online-shops.html

Dort versucht Nathalie Bayer, Leiterin des „Infurn“- Kunden-Services Deutschland, zu erklaeren, warum Kunden mehr als ein Jahr auf Moebel warten muessen. Bayer sagte gegenueber dem WDR, man habe dieses Jahr mehr als 80 000 Produkte hergestellt und versendet: „Wir sind natürlich nicht perfekt, wir sind menschlich. Aber wir sind auf jeden Fall stolz darauf, dass über 95 Prozent unserer Bestellungen ordnungsgemäß an den Kunden ausgeliefert werden und dies auch in der angegebenen Lieferzeit.” “Infurn” würde seine Möbel in einer Lieferfrist von zwölf bis 14 Wochen ausliefern, so Bayer. (Quelle: wdr.de)

Laut EuGH duerfen Plagiate nicht nach Deutschland geliefert werden

Ein wichtiges Detail verschweigt Nathalie Bayer von ‘infurn.com’ dem WDR jedoch: Online-Shops aus England dürfen Plagiate von Designermöbeln gar nicht online an Deutsche verkaufen, wenn die Firma das Plagiat bis zum Kunden nach Deutschland liefert.

Christian Donle, Anwalt der Moebelindustrie, verweist auf ein Urteil des EuGH vom 21.06.2012: Laut dem Europaeischen Gerichtshof duerfen Moebel, die in Deutschland urheberrechtlich geschuetzt sind, nur in Laendern produziert und verkauft werden, wo das Urheberrecht nicht gilt. D.h.: Online-Shops wie ‘infurn.com‘ duerfen Designermoebel zwar nachbauen und in England anbieten. Diese Nachbauten darf ‘infurn.com’ dem Kunden jedoch nicht nach Deutschland liefern, wo das Urheberrecht fuer Moebel wie den Egg Chair oder Le-Corbusier-Sessel weiterhin gueltig ist. Alle Versuche trotzdem in Laender wie Deutschland zu liefern, koennen strafrechtlich verfolgt werden. (s. http://curia.europa.eu/). – Und nicht nur bei uns: Das Lieferverbot gilt nicht nur fuer Deutschland, sondern für fast alle europaeischen Laender: “Im uebrigen gilt das Urheberrecht in mehr als 200 Staaten nach der RBÜ, der Revidierten Berner Übereinkunft, einem völkerrechtlichen Vertrag, der seit über 100 Jahren gültig ist”, so Anwalt Christian Donle.

Mit anderen Worten: Damit der Handel legal waere, muesste der Kunde das Moebel persoenlich in England kaufen und die Lieferung dort selbst in Auftrag geben. Bietet ein Online-Haendler deutschen Kunden jedoch an, direkt nach Deutschland zu liefern, macht der Haendler sich strafbar. Es drohen den infurn-Verantwortlichen bei Verletzung des Urheberrechts empfindliche Strafen, darunter nicht nur Bußgelder ueber mehrere hunderttausend Euro sondern sogar Haftstrafen.

Gegen geltendes Recht: Infurn will bis an die Haustür liefern

Nathalie Bayer von ‘infurn.com’ will trotzdem glaubhaft machen, dass der Online-Shop 80.000 Produkte allein dieses Jahr (2012, Anm. d. A.) ausgeliefert habe, gegen geltendes Recht. – Kaum vorstellbar, denn das koennte fuer die infurn-Verantwortlichen empfindliche rechtliche Konsequenzen bedeuten: ‘infurn.com‘ haette u.a. gut informierte Anwaelte wie Christian Donle gegen sich und mit ihm eine Moebelindustrie, die nicht scheut, die langen Klagewege einzugehen und auch zu finanzieren.

Doch Donle hat seine Privatdetektive mittlerweile von den ‘infurn.com‘-Verantwortlichen abgezogen. Der Grund: infurn.com ist keine Gefahr fuer die Urheberrechtseigentuemer der Designermoebel, denn infurn.com verletzt das Urheberrecht nur in minimaler Form und liefert nur in Einzelfaellen, so Christian Donle. Stattdessen ist der Kunde der Leidtragende, erlaeutert der Fachanwalt für Markenrecht gegenüber dem SWR: “Dabei werden die Kunden in doppelter Weise betrogen: Einerseits erhalten sie billige Plagiate berühmter Möbel für viel zu hohe Preise, wenn man sich die Qualität der Produkte ansieht, andererseits, die meisten Kunden erhalten überhaupt keine Produkte, das heißt, sie zahlen die Kaufpreise umsonst, und bekommen keine Ware dafür.”

Von dem EuGH-Urteil erfaehrt der Kunde auf ‘infurn.com’ uebrigens nichts und wartet brav auf seine Moebel.

1 thought on “Jan. 2013: WDR 5 berichtet ueber ‘infurn.com’

  1. Susanne Kern

    Was ich hier einfach nicht verstehe: Warum kann der Laden nicht von Rechts wegen geschlossen werden, wenn klar ist, dass Infurn eigentlich nie die Absicht hat, zu liefern? Handel bedeutet doch immer Geld gegen Ware, oder? Das ist mir schleierhaft, wie lange diese Firma ihre Machenschaften schon durchzieht…

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